Der Stochastik-Indikator wurde entwickelt von George C. Lane. Er ist
     ein Oszillator, der wie der Relative Stärke Index (RSI)
     benutzt werden kann um überkaufte bzw. überverkaufte
     Situationen (overbought/oversold) anzuzeigen. Er benutzt
     die Beobachtung, dass in Aufwärtstrends die Schlusskurse mehr zu den
     Höchstkursen hin tendieren. Während in Abwährtstrends die Schlusskurse
     näher bei den Tiefstkursen liegen. Zur Darstellung des Stochastik-Indikators
     werden die Zeitreihen K und %D benutzt. Außerdem unterscheidet
     man zwischen zwei verschiedenen Versionen des Stochastik-Indikators,
     der "Fast" und der "Slow" Version.
 
     Die einzelnen Zeitreihen werden folgendermaßen berechnet:
 
Fast Stochastik:
               AS - T5
        Kr  =  ------- * 100
               H5 - T5
               HS3
        %Dr =  --- * 100
               LS3
Da dieser Indikator sich sehr heftig bewegt und dadurch viele
      Fehlsignale liefert, wird eine "langsame" Version des Stochastik
      Indikators durch Glättung gebildet:
 
Slow Stochastik:
        Kl  =  %Dr
               %Dr (heute) + %Dr(gestern) + %Dr(vorgestern)
        %Dl =  --------------------------------------------
                                   3
     wobei folgende Festlegungen gelten:
        AS  =  aktueller Schlusskurs
        T5  =  Tiefstkurs der letzten 5 Tage
        H5  =  Höchstkurs der letzten 5 Tage
        HS3 =  Summe der (AS - T5) für die letzten 3 Tage
        LS3 =  Summe der (H5 - T5) für die letzten 3 Tage
     Die Wahl des Berechnungszeitraumes von 5 Tagen geht zurück auf
     Empfehlungen von Lane. Grundsätzlich sind natürlich auch andere
     Zeiträume bei der Berechnung  möglich. Es ist sogar damit zu
     rechnen, dass verschiedene Aktien und Warenterminkontrakte auch
     verschiedene optimale Zeiträume für die Berechnung des Stochastik-
     Indikators besitzen.
 
     Außerdem sind natürlich auch andere Zeiteinheiten als Grundlage für
     die Berechnung möglich, wie z. B. Monate, Wochen oder Stunden. Es ist
     sogar empfehlenswert die längerfristigen Charts des Stochastik-Indikators
     zusätzlich zu verfolgen, da man an den Stochastikwerten
     auf Monats- und Wochenbasis den jeweils längerfristigen Trend ablesen
     kann.
 
     Bei der Interpretation des Stochastik-Indikators sind folgende Punkte
     zu beachten:
 
Divergenz:
        Eine Baisse-Divergenz liegt vor, wenn in einer Kursreihe eine Sequenz
        von steigenden Hochpunkten vorkommt, während im %D Chart die
        entsprechenden Hochpunkte fallen. Ein Verkaufssignal ist zu erwarten
	  (s. Abb. "DAX mit GD200 und Slow Stochastik": Trendlinien A und B).
        Umgekehrt spricht man von einer Hausse-Divergenz, falls zu fallenden
        Tiefpunkten eines Wertpapiers steigende Tiefpunkte in der %D Linie
        gehören. Es ist mit einem Kaufsignal zu rechnen. Das Kauf- bzw.
        Verkaufssignal bei Divergenzen liegt dann endgültig vor, wenn die
        K Linie die %D Linie schneidet.
 
Schnitt:
        Falls die K Linie die %D Linie von unten nach oben schneidet, dann
        ist mit einer Aufwärtstendenz zu rechnen. Umgekehrt ist im Fall des
        Schneidens der %D Linie durch die K Linie von oben nach unten mit
        einer Abwärtstendenz zu rechnen. Als Aktionssignal sollte man den
        Schnitt von K und %D aber nur im Zusammenhang mit einer Divergenz
        auffassen. Ein Beispiel für den Schnitt der %D Linie durch die
        K Linie am Anfang einer Aufwärtsentwicklung ist in der Abb. "DAX
	  mit GD200 und Slow Stochastik" am Punkt C zu sehen. Dieses
  Signal wäre im Sinne von Lane nicht als Aktionssignal zu werten,
        da es nicht in Verbindung mit einer Divergenz auftritt. Als
        Kaufsignal könnte man es interpretieren, falls es durch weitere
        Indikatoren bestätigt wird.
 
Warnung:
        Die Formation der "Warnung" liegt vor, wenn eine kontinuierliche
        Entwicklung von K plötzlich durch eine Bewegung in die
 	  Gegenrichtung unterbrochen wird, wobei jedoch noch kein Schnitt zwischen
        K und %D entsteht. Beim Auftreten dieser Formation ist in Kürze
        mit einem Schnitt zwischen K und %D und entsprechend mit einer
        Trendumkehr zu rechnen. Ein Beispiel für die Formation "Warnung"
        findet sich in der Abb. "DAX mit GD200 und Slow Stochastik" am Punkt D.
        Die Richtung der K Linie ist von abwärts in aufwärts umgeschlagen, wobei
        jedoch noch kein Schnitt zwischen K und %D auftritt. Es ist also mit
        einer Trendänderung zu rechnen. In der folgenden Woche erfolgt dann
        auch der Schnitt zwischen K und %D und der Kurstrend ändert sich
        von einem Seitwärts- in einen Aufwärtstrend.
 
Extremwerte:
        Falls K bis auf 0% fällt, dann ist zunächst mit einer Erholung bis
        auf 20% - 25% zu rechnen. Danach kann man ein erneutes Zurückfallen
        bis nahe 0% erwarten. Nach diesem zweiten Test von 0% ist mit einer
        Aufwärtsentwicklung der Kurse zu rechnen. Umgekehrt kann man nach
        dem zweimaligen Testen der 100% Marke auf ein Nachgeben der Kurse
        setzen.
 
Fehlschlag:
        Angenommen K hat %D von unten nach oben geschnitten. Danach erfolgt
        ein Rückschlag von K ohne jedoch %D erneut zu schneiden. Diese
        Formation wird "Fehlschlag" genannt. Sie deutet auf die Stärke und
        damit auf die wahrscheinliche Fortsetzung der ursprünglichen
        Bewegung der Kurse hin. Für den "Fehlschlag" bei der
  Abwärtsbewegung gelten die gleichen Überlegungen.
DAX mit GD200 und Fast Stochastik (5 Wochen):
 
DAX mit GD200 und Slow Stochastik (5 Wochen):
 
 
     Zusammenfassend läßt sich zur Interpretation des Stochastik-Indikators
     sagen, dass gemäß Lane das einzig verläßliche Signal auftritt bei
     Divergenzen zwischen %D und der entsprechenden Kursreihe und dem
     anschließenden Schnitt zwischen K und %D. Die anderen Formationen
     liefern lediglich Hinweise darauf, dass eine Trendumkehr bevorstehen
     kann.
 
     In der Abb. "DAX mit GD200 und Slow Stochastik"
     fällt auf, dass praktisch alle Signale, die unterhalb der 50% Markierung
     durch den
     Schnitt von K und %D erzeugt wurden, richtig waren.
 
     Man sollte sich nicht auschließlich nach dem Stochastik-Indikator
     richten. In Verbindung mit anderen Methoden kann der
     Stochastik-Indikator jedoch ein wichtiges Werkzeug beim Timing sein. Von
     Bedeutung ist sicher auch, dass der Stochastik-Indikator insbesondere
     in den USA ein vielbeachteter Indikator ist. Diese Tatsache trägt
     möglicherweise dazu bei, dass viele der Signale richtig sind.